Buchsatz selber machen: 5 dumme Fragen und kluge Antworten
Wenn es um das Thema „Buchsatz selber machen“ geht, kommen zuerst mal dumme Sprüche auf den Tisch. Die fünf gängigsten habe ich hier mal aufgelistet. Natürlich gibt es Pros und Contras für alle. Aber denk einfach mal genauer drüber nach, wenn du die ein oder andere Behauptung machst. Vielleicht gibt es ganz überraschende Lösungen, an die du noch gar nicht gedacht hast.
1. Das kann ich doch selbst machen in Word, oder?
Wenn du dich gut mit Word auskennst, kannst du den Buchsatz selbst machen – aber es gibt einige Herausforderungen. Word ist eigentlich für Textverarbeitung gedacht, nicht für professionellen Buchsatz. (Wir Grafiker packen es nur im Notfall mir der Zange an!)
Warum Word problematisch sein kann:
- Schlechte Kontrolle über Mikro-Typografie: Wortabstände, Trennungen, Zeilenumbrüche und Abstände zwischen Absätzen lassen sich in Word nur begrenzt feinjustieren. Das Ergebnis: hässlicher, schlecht lesbarer Text.
- Automatische Formatierungsfehler – Word kann Formatierungen manchmal „verschlucken“ oder eigenständig ändern. Das kann richtig problematisch werden, sodass du frustriert aufgibst.
- Keine optimale Unterstützung für Druckvorgaben – Professionelle Buchsatz-Software wie InDesign oder Vellum haben Kontrolle über Beschnitt, Ränder und Druckqualität.
- Problematische PDF-Erstellung – Manche Druckereien (z. B. KDP oder BoD) akzeptieren nur PDF/X-1a oder andere spezielle Formate, die Word nicht optimal exportiert.
- Eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten – Wenn du ein wirklich ansprechendes Buchdesign möchtest (mit Initialen, Kapitälchen, perfekten Blocksatz usw.), stößt Word schnell an seine Grenzen.
Wann du es trotzdem mit Word versuchen kannst:
- Wenn du ein einfaches Buch ohne viele Grafiken oder Sonderformatierungen hast (z. B. ein reines Textbuch wie einen Roman).
- Wenn du die Formatierung wirklich gut beherrschst und weißt, wie du saubere Formatvorlagen, korrekten Blocksatz und Silbentrennung umsetzt.
- Wenn du Zeit hast, dich mit den speziellen Druckvorgaben auseinanderzusetzen und testweise PDFs zu erstellen.
- Also: Wenn du schon gute Erfahrung mit Word hast und alle Tücken des Programms kennst.
Wenn nicht, dann lass bloss die Finger davon! Konzentriere dich auf das Schreiben und schau, dass dein Manuskript inhaltlich und formal ein Meisterwerk wird. Du hast keine endlosen Energien und solltest dich auf das fokussieren, was du wirklich gut kannst.
2. Ich mache das in Canva, da gibt es doch gute Vorlagen?
Canva kann eine Option sein, vor allem, wenn du ein Buch mit vielen Grafiken, Bildern oder kreativen Layouts machst.
Vorteile von Canva für den Buchsatz:
▶️ Einfache Bedienung: Drag-and-Drop-Design ohne komplizierte Software.
▶️ Schöne Vorlagen: Besonders gut für visuell ansprechende Bücher (z. B. Kinderbücher, Workbooks, Kochbücher, Gedichtbände).
▶️ Gute Exportoptionen: Du kannst als druckfertiges PDF speichern.
Aber Canva hat auch Einschränkungen:
❌ Schlechte Mikrotypografie: Es gibt kaum Kontrolle über Blocksatz, Silbentrennung oder Abstände – für lange Texte wie Romane kann das problematisch sein.
❌ Keine automatische Seitennummerierung: Du musst Seitenzahlen oft manuell setzen.
❌ Druckvorgaben nicht immer ideal: Manche Self-Publishing-Dienste haben spezielle Anforderungen (z. B. Beschnitt oder PDF/X-Standards), die Canva nicht gut umsetzt.
Wann Canva eine gute Wahl ist:
✅ Du machst ein grafisch gestaltetes Buch (z. B. ein Kinderbuch, Arbeitsbuch oder Ratgeber mit Bildern).
✅ Du brauchst ein schnelles, ansprechendes Layout, ohne dich in komplexe Software einzuarbeiten.
✅ Du druckst dein Buch bei einer Druckerei, die Canva-PDFs gut verarbeiten kann.
Stell dir vor, du willst ein Buch mit nur 80 Seiten in Canva zusammenbasteln. Mit durchgehendem Text. Der Horror ist vorprogrammiert. Behältst du den Überblick? Jede Seite musst du einzeln anlegen. Lass es sein! Es ist okay für Malbücher, Kochbücher, Kinderbücher mit 28 Seiten, die unabhängig voneinander sind.
3. Ein Grafiker, der den Buchsatz professionell macht, ist doch viel zu teuer.
Das kommt darauf an! Ein professioneller Buchsatz lohnt sich, aber es gibt auch hier von – bis.
Budget (0–100 €)
▶️ DIY mit Vorlagen: Du nutzt Word, Canva oder Vellum selbst.
▶️ Günstige Freelancer (z. B. Fiverr, Upwork): Manchmal findest du gute Leute für 50–100 €, aber die Qualität schwankt.
❌ Risiko: Nicht immer professionell oder druckoptimiert.
Mittelklasse (100–400 €)
▶️ Professionelle Setzer auf Plattformen wie Twago oder Freelancer.de.
▶️ Self-Publishing-Dienste (z. B. BoD, epubli) bieten oft Buchsatz als Zusatzservice an.
❌ Nicht immer individuelles Design, aber oft solide Qualität.
Premium (500+ €)
▶️ Erfahrene Buchdesigner & Grafiker setzen dein Buch professionell mit InDesign.
▶️ Perfekte Typografie, Druckqualität, individuelles Layout.
❌ Höhere Kosten – lohnt sich vor allem für hochwertige Bücher oder wenn du viele Exemplare verkaufen willst.
Alternativ: die Hybrid-Lösung
Du kannst einen Teil selbst machen (z. B. Text formatieren) und dir nur bei schwierigen Sachen (Cover, Druck-PDFs) helfen lassen. Das spart eine Menge Geld.
Denk dran, was du gewinnst, wenn du diese Aufgabe an den Fachmann / die Fachfrau delegierst:
- Jede Menge Zeit, die du für Dinge verwenden kannst, die DIR gut tun.
- Du hast keinen Stress. Denke an die Stunden und Überstunden, die du verzweifelt vor deinem Computer sitzt und einfach nicht weiterkommst. An die zig YouTube-Videos, die du anschauen musst, um die Lösung zu finden. An die zahllosen Flaschen Rotwein, die du brauchst, weil du so frustriert bist.
- Vielleicht inspiriert dich das Teamwork und du kommst auf Ideen, die du vorher gar nicht hattest? Und du kannst dein Buch auf das nächste Level heben und zum Bestseller machen?
- Ich muss nicht extra sagen, dass ich dir alle meine Leistungen in deiner individuellen Kombination anbiete?! Schau in meine Preisliste, und du wirst sehen, dass ich absolut faire Preise habe und dir Value for Money biete.
4. Ich hab einen Kumpel, der kann mir das Buch setzen. Den frag ich mal.
Wenn dein Kumpel sich mit Buchsatz auskennt, kann das eine gute Lösung sein. Vor allem, wenn er Erfahrung mit den Anforderungen von Self-Publishing-Plattformen wie KDP oder BoD hat. Ansonsten: Vorsicht!!!
Bevor du ihn fragst, kläre diese Punkte:
▶️ Hat er Erfahrung mit Buchsatz? (Word, InDesign, Vellum, Affinity Publisher?)
▶️ Kennt er die technischen Anforderungen? (Seitenränder, Beschnitt, Schriften, PDF-Export für den Druck?)
▶️ Hat er Zeit, das ordentlich zu machen? (Es kann mehr Arbeit sein, als man denkt!)
Vorteile, wenn er es macht:
▶️ Wahrscheinlich günstiger.
▶️ Direkte Kommunikation – du kannst Wünsche äußern.
▶️ Vertrauensbasis
Mögliche Nachteile:
❌ Falls er keine Erfahrung mit Buchsatz hat, dauert es länger dauern oder er macht Fehler.
❌ Die Qualität ist nicht so hoch wie bei einem Profi.
❌ Falls es Probleme gibt, könnte es unangenehm sein, ihn darauf anzusprechen.
Nichts für ungut. Ich bin vielleicht nicht dein Kumpel, aber ich kann dir wie ein guter Freund bei der Verwirklichung deines Buchprojektes helfen. Ich biete dir nicht nur Know-How und Erfahrung, sondern begleite dich auch durch alle Höhen und Tiefen des Weges bis zum SP-Dienstleister. Ich lasse dich nicht allein und stehe dir mit Rat und Tat zur Seite.
5. So Grafiker verstehen doch gar nicht, was ich will.
Hey, wir Grafiker:innen sind ganz normale Menschen und wissen, wie gute Kommunikation geht (ich habe „Visuelle Kommunikation“ studiert). Vielleicht helfen dir diese Tipps weiter:
- Sprich in Zielen, nicht in Fachbegriffen
▶️ „Der Text soll luftiger wirken und gut lesbar sein.“
❌ „Mach das mit mehr Durchschuss und Kerning!“ (Das ist die Grafiker-Sprache) - Zeige Beispiele
Bilder sagen mehr als 1000 Worte! Zeig Bücher, die dir gefallen, und sag, was du daran magst. - Sag, was du NICHT willst
Manchmal ist es leichter, auszudrücken, was du vermeiden möchtest (z. B. zu kleine Schrift, zu enge Zeilen). - Nutze einfache Vergleiche
„Ich will, dass sich der Text so luftig anfühlt wie eine Magazinseite – nicht wie ein alter Lexikoneintrag.“ - Frag nach, wenn du etwas nicht verstehst
Grafiker:innen erklären gern! Falls sie mit Fachbegriffen um sich werfen, frag einfach nach – das zeigt Interesse und vermeidet Missverständnisse.
Mir ist wichtig, dass wir uns verstehen und dass die Chemie zwischen uns stimmt. Das finden wir schnell in einem (Telefon)gespräch raus.
▶️ Wenn ja, freue dich auf ein spannendes und bereicherndes Projekt. Ich werde alles tun, um dein Buch bestmöglich nach deinen Wünschen zu gestalten.
❌ Wenn nicht, ist es auch gut. Wir sollten keine Zusammenarbeit mit einem schlechten Gefühl starten.
Fazit: Fünf gute Gründe, warum du den Satz deines Buches NICHT selber machen solltest
- Professionelles Erscheinungsbild
Professioneller Buchsatz sorgt für ein angenehmes Leseerlebnis. Der Leser genießt jede Seite Lesen und kann ganz entspannt und glücklich in die Geschichte eintauchen. Dagegen sind Fehler in Formatierung, Schriftwahl oder Abständen ein absolutes No-Go. Sie sorgen dafür, dass dein Buch hässlich aussieht. Der Leser will jede Seite deines Buches gut lesen können. Er hat keine Lust, sich durch schlechten Buchsatz zu quälen und wirft das Buch nach 20 Seiten entnervt in die Ecke. Das willst du nicht, oder??? - Zeitersparnis
Das Setzen eines Buches erfordert viel Zeit, vor allem, wenn du dich erst in die Software (wie InDesign oder Vellum) einarbeiten musst. Das dauert Wochen. Willst du das wirklich? Oder kannst du dir schönere Dinge vorstellen, die du mit deiner Zeit anfängst? Ein Profi erledigt das jedenfalls schneller und effizienter. - Typografische Feinheiten
Experten achten auf Details wie Laufweite, Zeilenabstand, Hurenkinder/Witwen und Silbentrennung, um ein harmonisches und lesbares Layout zu erstellen. Du musst gar nicht wissen, was das ist. Verlass dich darauf, dass dein Fachmann / Fachfrau weiss, was er/sie tut. - Technische Herausforderungen
Jede Plattform (Amazon KDP, BoD, Tolino etc.) hat unterschiedliche Anforderungen an Dateiformate, Ränder, Beschnittzugaben und Druckauflösung. Fehler können dazu führen, dass dein Buch nicht veröffentlicht wird oder schlecht aussieht. Die Technik ist eine Wissenschaft für sich. Es dauert ewig, bis du hier selbst Lösungen findest. Mit Amazon kann man nicht mal eben reden. - Fokus auf den Inhalt
Anstatt dich mit Layout-Problemen herumzuschlagen, kannst du deine Energie in Marketing und Sichtbarkeit stecken, um dein Buch erfolgreich zu machen.
Kann ich dir bei deinem Buch helfen?
Hat dir dieser Artikel schon etwas die Augen geöffnet? Ich freue mich über deine Nachricht!
Ein super Artikel, Beate
Ich habe einen Haufen an Ideen für kleine Rentner – Ratgeberchen….
noch ziemlich unsortiert in meinem Kopf und auf der Festplatte.
Du kannst und wirst mir dann dabei helfen, wenn ich soweit bin…versprochen
schönen Gruß
Uwe Eggert
Hi Uwe, ich warte schon ganz gespannt auf die ersten Manuskripte von dir! Bis die Tage, Beate